JÜRGEN WAIDELE Konstanzer Bandarchiv 

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Mit Musik hat sich Jürgen Waidele schon von frühester Kindheit an beschäftigt. Geboren in Weill am Rhein zieht der damals 12jährige Mitte der sechziger Jahre zusammen mit seinen Eltern an den Bodensee. Schon damals hat er Rockmusik gemacht, Titel der „Rolling Stones“ und andere Hits nachgespielt. 1967 gründet er auf der Schule seine erste Gruppe, die BONGO BOYS, eine Tanzband. die Soul- und Rockhits covert, also nachspielt. Zu der Zeit spielt er noch Gitarre, zum Keyboard- respektive Orgelspielen kam er eher zufällig. Die Band meinte "Wir brauchen jetzt einen Organisten und den machst am besten du". 1972 folgt die zweite Gruppe, die FLYING SOUND, mit denen Waidele noch etwas rockiger wurde. In der Zeit entdeckt der Keyboarder aber auch seine Liebe zur schwarzen Musik, zum Soul. "Das fing eigentlich damit an, daß wir in einem eher zwielichtigen Laden auftraten und der Besitzer eines Tages eine Platte mit dem Titel "That’s Soul“ anbrachte und meinte, das müsse ich unbedingt hören“, erinnert sich Jürgen Waidele. „Diese Stimmen von Percy Sledge, den Drifters, Otis Redding, Aretha Franklin und all den anderen, haben mich einfach umgehauen". Wenig später fängt er auch erstmals selber an zu singen, stand er doch bislang im Schatten des ebenfalls in der Band mitspielenden älteren Bruders Karl-Heinz, der wegen der besseren Stimme sang. Als der Bruder dann von Konstanz weggeht, übernimmt Jürgen den Gesangspart. Mitte der siebziger Jahre hat er, der eigentlich immer Musik studieren wollte, dann als Autodidakt richtig Klavier spielen gelernt. Studieren konnte er nicht, weil seine Eltern nicht besonders betucht waren und auch nicht hinter der Idee standen, dass ihr Sohn Musiker werden sollte. Später kommt der Pianist und Sänger auch in Kontakt mit Konstanzer Alt-Jazzern. Durch zahlreiche Auftritte in der „Bunten Kuh“ in Kaltbrunn sammelt er ausreichend Liveerfahrung. Ehe er jedoch beginnt, eigene Lieder zu schreiben, spielte Waidele noch Ende der 70er Jahre in der Tanzband "OMEGA", einer Gruppe die damals in der benachtbarten Schweiz einen guten Ruf hatte. Den Mut eigene Stücke zu schreiben bekam er durch die Bekanntschaft mit  der US-Amerikanerin Penny Hill. Sie hatte Erfahrung im Komponieren von Songs und Schreiben von Texten und bestärkte den Konstanzer, es doch mit eigenen Stücken zu versuchen. Inspiriert vom Soul der frühen Jahre, von Jazz und von Sängern wie Al Jarreau und Bobby McFerrin, entstehen so die ersten Titel. Seit 1979 tritt er mit eigenem Material in wechselnden Besetzungen auf und schon bald wird der Name Jürgen Waidele zum Markenzeichen für funky Jazzrock. Was nicht zuletzt an den, selbst von kritischen Geistern respektvoll anerkannten Livequalitäten des „AI Jarreau vom Bodensee“ liegt. Vor allem im süddeutschen und schweizerischen Raum avanciert der Konstanzer zum Publikumsmagneten. Trotz regionaler und überregionaler Erfolge kam Jürgen Waidele jedoch nie über ein bestimmtes „BusinessNiveau“ hinaus, wie er selbstkritisch anmerkt. „Du wirst in jeder Stadt, ob Berlin, München oder Frankfurt ein paar Eingeweihte finden, die mich kennen,“ meint er, „mehr war aber leider nicht“. Was vielleicht mit daran liegt, daß seine Musik stark amerikanisch geprägt ist und „du es als deutsche Band natürlich schwer hast, auf deren Terrain mit zu konkurrieren". Überlegungen, zum Beispiel deutsch zu singen, um dem Sound einen eigenen Stempel aufzudrücken, weist er jedoch von sich. „Es ist halt doch viel schwerer einen richtig guten deutschen Text als einen mittelmässigen englischen zu schreiben. “Das Leben als Profimusiker in einer Kleinstadt ist nicht leicht, was Eingeweihte wissen. Um tatsächlich alleine von der Musik leben zu können traten auch immer wieder Projekte in den Vordergrund, bei denen er nicht nur eigenes Material sondern vor allem Fremdkompositionen spielte. z.B. die Tanzkapelle GOLDEN FOUR, die Band des hiesigen Stadttheaters als Begleitpianist in einer Ballettschule, Orquesta Salsita, CONVERSATION, die Jazzband Stella, die X-mas Band um nur einige zu nennen.

Bild und Text: Südkurier, Thomas Bohnet